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"Als Schwerpunkt
seiner Malerei hat sich in den letzten Jahren die aufwendige Ausführung
großformatiger Architekturbilder herauskristallisiert, dabei verwendet
er alte Maltechniken Mischtechnik, Ölfarbe, Eitempra sowie Acrylfarben.
Die fein ausgearbeiteten großformatigen Bilder lassen auch eine
nähere Betrachtungsweise zu und überraschen durch nach und nach
zu entdeckende Details.
Die Bilder werden in lasierenden Schichten aufgebaut, wodurch stellenweise
ein geheimnisvolles Licht von dem darunterliegenden helleren Grund reflektiert.
Spirale, Schnecke, Ammonit durchziehen unterirdisch, unterschwellig nicht
nur die frühen Radierungen, sondern auch die neueren Bilder von Andreas
Nikolaus Franz als Symbol und Spiegelung des Fantastischen der Schöpfung
in der gegenständlichen Welt.
Franz schafft seine Werke in ineinandergreifenden Zyklen. So können
seine Bilder als Variationen zum Thema "Vielfalt der Schöpfung"
und "Kreislauf der Elemente" verstanden werden.
Er entführt den Betrachter in eine Art Traumwelt, verzaubert ihn,
indem er Raum und Zeit um ihn her versinken lässt.
Franz will eine Gefühls- und Gedankenflut erzeugen, den Betrachter
zu seiner eigenen Seele und damit zum Wesentlichen und Wesenhaften hinführen.
So kann der Betrachter die banale Welt um sich her in Frage stellen, und
er muss es sich unter Umständen gefallen lassen, dass ihm der Boden
unter den Füßen weggezogen wird. So wird ein gegenständlicher,
wenn nicht realistischer Ausgangspunkt dazu benutzt, in einer dynamischeren
Weltsicht Zugang zu und Einsicht in Ideenwelten zu ermöglichen. ..."
(Helmut Brandt: Auszüge
aus der Einführungsrede Ausstellung Johanniterhalle Schwäbisch
Hall,1997)
"Andreas Nikolaus Franz' Bilder sind bestimmt von Gegensätzen.
Schon in der Auswahl der Bildgegenstände zeigt sich Widersprüchliches:
da verwendet er einerseits unbedeutende Alltagsgegenstände wie Wäscheklammer,
Dosenöffner oder Teekanne, andererseits dienen ihm kulturhistorisch
bedeutende Architekturdenkmäler - Siena, Comburg, griechische Tempel
oder Taj Mahall als Vorlage.
Dann setzt Franz stereometrische, kristalline Formen, zum Beispiel Kubus
und Zylinder ("Risiko" 1991), aus denen sich utopisch, technische
Architekturphantasien wie aus dem russischen Konstruktivismus entwickeln
können ("Dynamik", 1986), neben organisch verschlungenen
Formen ("Energiezentrum", 1991 - 94).
Als verbindende Elemente dienen ihm sein filigranes Ornament, das sowohl
Hintergrund als auch hin und wieder die Dinge selbst überzieht, dann
die intensive Farbgebung und die starke Raumillusion, die seine Bilder
bestimmen.
In jedem Bild spürt man sein Bemühen mit altmeisterlicher Geduld
und Detailgenauigkeit der Bilderwelt, die, wie er sagt, fester Bestandteil
seiner Innenwelt sei, Dauer zu verleihen. Franz' gegenständliche
Malweise, sein genaues Erfassen der Dingwelt darf nicht als Naturalismus
missverstanden werden, er verleiht seinen Dingen eine neue magische Dimension.
...
Franz' prächtige Architekturen erinnern an wirklich gesehene - Siena,
Comburg, griechische Tempel, Taj Mahall - bleiben aber unwirkliche, märchenhafte,
unerreichbare, zerbrechliche Traumgebilde vor einem Hintergrund aus einer
anderen Welt.
Unverkennbar konfrontiert er einige prächtige Gebäude ("Echo",
1991; "Gleichgewicht", 1989) mit Vanitas-Symbolen: Knochen,
Stierschädel u. a.. Überdeutlich wird das Memento mori in seinem
Bild "Endstation" von 1991. Das Viadukt, Zeugnis moderner Architektur,
für die nichts unerreichbar ist, wird zur Todesfalle.
Das Memento mori, die Vanitassymbole, der überschwängliche Formenreichtum
in einigen seiner Bilder, die offenen und versteckten Symmetrien und vor
allem die Gegensätze, formale wie inhaltliche verbinden Franz mit
dem Barock.
Wer den Künstler in seinem Atelier besuchen will, wird durch ein
barockes Treppenhaus, wie durch ein Schneckengehäuse zu seiner Werkstatt
geführt. Hektik und moderne Geschäftsstraße sind vergessen,
der Besucher befindet sich plötzlich in einem meditativen Raum.
Andreas Nikolaus Franz wurde in seinem künstlerischen Schaffen von
der vorsurrealistischen Pittura Metafisica eines Chirico beeinflußt.
1971 begeisterte sich der junge Künstler nach einer Ausstellung für
die Traumbilder des Surrealisten Salvador Dali. In der Stimmungslage zeigen
sich in seinen Bildern Ähnlichkeiten mit Paul Delvaux und Max Ernst.
Vielmehr als mit dem Surrealisten der zwanziger Jahre zeigt sich bei Franz
eine Verwandtschaft mit dem Phantastischen Realismus der "Wiener
Schule". Wieland Schmied hat darauf hingewiesen, "dass es gegenüber
dem "psychischen Automatismus" wie ihn die große surrealistische
Bewegung um André Breton forderte, dem Phantastischen Realismus
darauf ankomme, im Schaffensprozess die Kontrolle der Vernunft nie auszuschalten."
(Louis Schäfer)
"... Und dann
manchmal "die Annäherung": eine Fliege, die das seltsame
Werkzeug bestaunt, das nicht die Büchsen sondern eher die Erde kreisrund
öffnet und das Insekt anzog, seiner Gleichheit bewusst. - da war
der Demiurg am Werke oder der Gott als bricoleur, der doch die Welterschaffung
zuerst mechanisch erdachte, bis es aus den Höhlen und Löchern
zu sprießen begann, eine "Erosion" aus gezirkelter Fläche,
ein unendlicher Raum, in dem sich die Dinge erst selbst entdecken müssen,
schwebend, bevor sie den "Landeversuch" unternehmen. ...
... ich weiß heute noch nicht, ob das Kind damals wirklich töpfern
konnte oder nur das kreisende Schöpferspiel beobachten lernte, das
seine Bilder uns wiedergeben."
Heinz E. Hirscher
"... Zeichnung und Farbe begleiten sich in den gemalten Bildern,
ordnen sich der zutiefst mitteilenden "beredten Stille" ein.
Scheinbar bekannte Architekturen, begleitet von alltäglichen Dingen
tuen alles im Ergebnis, um den Betrachter in eine Stille zu führen,
die ihn "schweigend ins Gespräch vertieft". "Zeitgeistliche"
Abwegenheit, kein Geschrei, keine kokettierende "Selbstzerstückelung"
macht seine Kunst zum eigentlichen Erlebnis."
Prof. Hans Gottfried
von Stockhausen Auszüge aus dem farbigen Katalog Andreas Nikolaus
Franz "Malerei" (1997)
"... Unter dem
Thema "Reise", "unterwegs sein", "Neues entdecken"
lassen sich auch die meisten der hier ausgestellten Bilder zusammenfassen:
meisterhaft beherrscht Andreas Nikolaus Franz die Wiedergabe, besser gesagt
die Gestaltung von Architektur. Seien es nun die Hafenstadt auf Korsika,
die römischen Ruinen, Barockkirchen oder die spiraligen Türme,
die aus ganz fernen Welten zu stammen scheinen: der Künstler zitiert
das reale Vorbild lediglich oder erfindet Phantasiegebilde. Alle sind
aber konstruktiv präzise angelegt, mit überscharfer Perspektive,
die eine starke Raumillusion schafft. Starke Unter- oder Aufsichten ziehen
uns als Betrachter ins Bild hinein - wir sind quasi gezwungen, unseren
Standpunkt zu überprüfen - ob wir nun die Reise mitmachen wollen
oder nicht.
Franz unternimmt Ausflüge in die Kulturgeschichte: es begegnen uns
die Felsenstadt Petra, eine kleine Sphinx, aus Stein gehauene antike Torsi
- aber auch diese wieder durch phantastisch schillernde Farbgebung verfremdet.
..."
(Claudia Scheller-Schach, Kunsthistorikerin MA.:
Auszüge aus der Einführungsrede Ausstellung Rathaus Künzelsau,
1999)
Andre´` Breton sagt dazu: "Ein für allemal: das Wunderbare
ist immer schön sogar nur das wunderbare ist schön." Im
Werk von Andreas N. Franz nimmt dieses wunderbar Schöne durchaus
eine feierliche Form an, die sie über die Alltäglichkeit der
dargestellten Gegenstände und Personen hebt und zugleich in der Art
berührt wie Breton das über-wirkliche Schöne selbst charakterisiert:
"Die Schönheit wird ein Zucken sein, oder sie wird nicht sein."
Während der Traum, wie schon erwähnt, immer eine Zensur durch
das Moment der Verschiebung ausübt, bleibt der surrealistische Künstler
bei dem reinen Protokoll des Unbewussten, er fühlt sich als ein Medium,
das ungewollte Gedanken und Bilder, die sich automatisch aufdrängen,
zu gewollten Bilder macht und sie gleichsam aus dem Unbewussten über
die Schwelle des Bewusstseins treten lässt.
Dies ereignet sich vielfach im Bereich einer Bildsprache, zu der auch
die von Franz gehört,die mit dem Wort und dem Begriff nicht zu erfassen
und auszudeuten ist....
Im Rahmen der Deutungen kann man bei seinen Arbeiten durchaus von einer
Weltanschauungskunst sprechen, die aber keine Weltanschauung ideologisiert,
sondern eine Welt erschafft, die nicht von Idealen, einem vorgefassten
Ethos oder der reinen Vernunft geprägt ist.
In Franz Bildern webt die Einbildungskraft, die Kant noch als eine elemtare
Denkkraft bezeichnet hat, ihre Welt aus den Beständen der wirklichen
Welt zu einem Bild zusammen, das den Charakter einer Umschrift der Realität
trägt und vom Entzug aller Konventionen lebt.
Der Surrealismus selbst strebt insgesamt eine Art von Überwirklichkeit
an, die sich aus den Quellen des Unbewussten, des Traums mit seinen Verhüllungen
und Andeutungen speist, wobei für die Surrealisten diese Wirklichkeit,
wie der Theoretiker der Bewegung Breton fordert, jenseits der Zwänge
von Vernunft, Logik und Zweckmäßigkeit liegt und eigentlich
die wirkliche Wirklichkeit verkörpert. Andreas N. Franz erschließt
sich die Wirklichkeit ebenfalls nicht allein rational und analytisch sondern
in Form eines Traums oder einer Wirklichkeitswahrnehmung, wie sie Christoph
Türcke in seiner Philosophie des Traums charakterisiert: "Wer
in ihn eintaucht und sich durch seine Eigenlogik treiben lässt, wird
zu jener Vorzeit gelangen, wo der Traum noch nicht auf die Schlafphasen
beschränkt war, wo es auch im Wachen keine Denkweise gab als seine".
In dieser Art ist die Kunst von Franz durchaus eine Welt-Anschaungskunst,
welche die Welt in der von Türcke genannten Denkweise zusammenfasst
und ihr in feierlicher Schönheit unverwechselbare Gestalt gibt.
Für die Schönheit der Bilder von Andreas N. Franz gilt daher
auch der Satz von Lyotard, dass im Grunde die Schönheit einer Form
dem Verstand immer ein Rätsel bleiben wird und man nur von der sinnlichen
Präsenz eines Dings oder Körpers ergriffen werden kann. In diesem
Zusammenhang verbindet sich wiederum der Surrealismus mit der Leitvorstellung
der diesjährigen Biennale Making Worlds, wo es auch um Kunstformen
der Weltbetrachtung und damit die anschauliche Anschauung der Welt jenseits
der Begriffe, Logik und der notorischen Bewegtheit der technischen Objekte
geht und die sich in den äußerlich bewegten, aber innerlich
ruhenden Bildern von Franz ebenfalls wieder findet, als eine vom Geist
gemachte, erschaffene und damit in einer magisch-poetischen Schönheit
verhafteten Bild-Welt.
Ernst Hövelborn aus der Eröffnungsrede im KBH Heilbronn 2009
Auszüge
aus dem Katalog des Phantasten Museums Wien
"ORBIS
PICTUS INTUITIV und TRANSPARENT"
.
Es sind keine Illustrationen zu irgendwelchen vorgegebenen Geschichten
.
Ich möchte keine Klischees und keine Apparate bedienen, oder imitieren,
es ist kein Versuch technische Perfektion zu beweisen.
.Die Idee ist, intuitiv unerklärliche Zusammenhänge und
eine tiefempfundene neue Sichtweise, ein ehrfürchtiges Staunen vor
der Schöpfung, mit Bleistift oder Pinsel auf der Leinwand auszudrücken.
In lasierenden Schichten mit Harzölfarbe, und Ei- oder Caseintempera
gemalt, wirkt mein Phantastischer Realismus durch die Intensität
der Farbe sowie durch die kompromisslose klare Unmittelbarkeit der Form.
Die Architektur des Körpers, das schillernde Inkarnat, die Raumillusionen,
sind unverwechselbar.
Quasi aus dem Vollen geschöpft, noch unbekannte Dimensionen erforschend,
möchte ich das ekstatisch urig ornamentale Alphabet, der sich in
ständigem Wandel befindenden Naturerscheinungsformen, die geheimnisvoll
dynamische Botschaft von Leben und Tod erzeugte Spannung von dramatischer
Schönheit, einfließen lassen.
Eine Gradwanderung, Übertreibungen inklusive, die den Rahmen sprengt,
gestalterische Gesetze in Frage stellt, das Berechenbare mit dem Unberechenbaren
verbindet, um daraus belebte irrationale Räume entstehen zu lassen.
Wo die Worte aufhören fängt die Malerei an.
Überraschend ist der Effekt der Überwindung des Bekannten durch
deren Vertiefung.
Schönheit wird nicht durch den Begriff, sondern durch Hervorholen
eigentlich verborgener Magie sichtbar. Die Diktatur der Vernunft steht
nicht im Vordergrund. Im Focus steht das Unbeschreibliche.
Das Gefühl verliert seine negative Aura, Details stehen in harmonischen
Wechselbeziehungen zum Ganzen.
Januar 2012 Andreas Nikolaus Franz
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